Thema des Monats: AUSDÜNNEN
Im Thema des Monats Juni blicken wir gemeinsam mit Tom auf das Thema Ausdünnen. Hier mag sich vielen zunächst einmal die Frage stellen: Was ist eigentlich Ausdünnen und warum macht man es? Bricht man es herunter, bedeutet Ausdünnen, den Ertrag der Rebe und Traube künstlich zu reduzieren. So kann die Rebe ihre natürlich vorhandene Energie auf einen kleineren Ertrag konzentrieren und Aromen und die Farbe der Trauben wird intensiviert. „So erntet man zwar unterm Strich weniger, aber viel intensivere und vor allem gesündere Trauben!“, erklärt Tom. „Mit dem Ausdünnen wollen wir einerseits erreichen, dass sich die Rebe auf weniger Trauben mit ihrer ganzen Energie konzentrieren kann, aber auch, dass die Trauben lockerer hängen und dadurch gesünder sind. Denn wenn die Trauben zu dicht hängen, bildet sich schnell Fäulnis und Krankheiten können sich ausbreiten. Das kann eine Ernte schon mal ruinieren!“, so Tom weiter.
Vier verschiedene Arten
Ausgedünnt werden die Trauben meist während der Blüte, also in der Regel im Juni. Dabei gibt es vier verschiedene Weisen, um Auszudünnen. Wir haben uns diese mit unserem Jungwinzer zusammen angesehen und sie kritisch hinterfragt.
biochemisch: Hier wird während der Blüte mit Phytohormonen gespritzt, was dazu führt, dass einzelne Beeren nicht voll ausgebildet werden, da das Mittel in den Hormonhaushalt der Rebe eingreift. Problematisch an dieser Methode ist primär, dass man das Ausdünnen nur sehr schwer steuern kann und auch Spätfolgen der Folgejahre durch Hormonveränderungen nicht exakt kalkulieren kann. Darüber hinaus müssen viele Faktoren wie Temperatur oder auch Luftfeuchtigkeit passen, damit das Mittel optimal wirkt.
- manuell: wie man sich vorstellen kann, muss man hier mit Rebschere und viel Zeit ans Werk. Das kostet eben nicht nur viel Zeit, auch wird manuell meist so ausgedünnt, dass die Beeren zwar weniger werden, aber nicht lockerer hängen. „Wenn wir uns eine Traube vorstellen, sieht sie ein bisschen aus wie ein langgezogenes Dreieck. In der Regel geht man beim manuellen Ausdünnen her und schneidet „die Spitze“ ab. Dadurch kann die Rebe ihre Energie auf die wenigen, verbleibenden Trauben konzentrieren. Allerdings erreicht man hierdurch nicht, dass die Beeren lockerer hängen – manchmal sogar das Gegenteil, da die verbliebenen Trauben nahezu überversorgt werden und daher noch enger hängen werden. Wenn man also den umfassenden Effekt haben möchte, müsste man sich die Arbeit machen und einzelne Traubenbahnen vertikal herausschneiden und das kann sich kaum jemand leisten.“, erklärt Tom.
- mechanisch: „Das kann ich kurzhalten“, lacht Tom, „es gab 2005/06 einige Versuche mit speziellen Bürsten oder auch mit dem Vollernter auszudünnen. Diese sind aber, mit Verlaub, kläglich gescheitert, da zu viel Schaden im Weinberg entstanden ist, der in keinem Verhältnis zum Erfolg des Ausdünnens stand. Also ich würde da wirklich die Finger davonlassen!“, beschreibt der Jungwinzer.
- pneumatisch: Hier werden die Trauben und Blätter durch Druckluft geradezu zerschossen. Das bedeutet, dass man nicht nur die Trauben ausdünnt, sondern sozusagen auch schon Entblättert und sich somit Arbeit für später spart. Die Maschine für dieses Verfahren gibt es bereits seit 30 Jahren, vor allem im Elsass. 2018 hat in Deutschland Ero das Patent übernommen. Tom wollte dieses Verfahren schon immer mal ausprobieren und hat sich daher kurzerhand eine entsprechende Maschine beim Hersteller besorgt.
„Es war viel trial and error“, gibt Tom zu, “bis Maschine und Weinberg zusammen funktioniert haben.” Und das ist es jedes Jahr ein wenig, denn so innovativ und praktisch diese Weise des Ausdünnens ist, so gut muss der Weinberg aber auch vorbereitet sein. „Es erfordert eine gewisse Präzision alle Triebe auf die exakt gleiche Höhe zu ziehen und dann auch zu Binden. Denn die Maschine wird auf eine bestimmte Höhe eingestellt und würde viel höher oder tiefer gewachsene Reben bzw. Trauben dann nicht erreichen. Ich persönlich haben mich hier für den Flachbogen entschieden und binde diesen mit seinen zwei Trieben nicht zum klassischen T, sondern zu einem L, dessen beide Triebe ein liegendes U ergeben.“, gibt der Winzer preis.
Das Prinzip des pneumatischen Ausdünnens
- Die Maschine hängt am Schlepper und gibt Druckluftimpulse ab
- Es gibt zwei Druckluftköpfe; einen links, einen rechts
- Die Blätter werden dabei zerschossen
- Die Stecknadelgroßen Trauben werden gleichmäßig rausgeschossen
- Man muss dennoch regelmäßig (nach ein, zwei Reihen) kontrollieren, ob das Ergebnis stimmt
- Vorteil hier: Das Ergebnis ist direkt sichtbar – anders als zB bei der biochemischen Variante
Die Faktoren zum optimalen Ausdünnen mit Druckluft
- Fahrgeschwindigkeit
- Stärke des Drucks
- Kopfabstand der Maschine zur Traubenwand
- Rotorendrehzahl
Darum nutzt Tom das pneumatische Verfahren:
- Durch dieses Verfahren werden die Trauben gleichmäßig, kontrolliert und ohne Schäden ausgedünnt. Beste Voraussetzungen, um nicht zu vergammeln und krank zu werden
- Zwar hat man beim Rebschnitt und Ausdünnen selbst etwas mehr Arbeit, doch spart sich dadurch viel Folgearbeit im Sommer
- Auf diese Weise erreicht man einfacher ein konstant hohes Qualitätsniveau
- Eignet sich hervorragend für Burgundersorten, aber auch für Riesling
- Beim Moselexoten wie Cabernet Sauvignon ist die neue Genetik schon so angelegt, dass diese Rebsorte von Natur aus sehr lockerbeerig ist. Daher bietet sich hier durchaus das manuelle Ausdünnen an, denn selbst durch den horizontalen Schnitt werden die Trauben bis zur Ernte nicht zu dicht und gequetscht.
Es bleibt also festzuhalten, dass Ausdünnen weitaus wichtiger ist, als vielleicht gedacht, trägt es doch entscheidend zum Aroma, der Farbe und auch der Gesundheit der Trauben bei. Welches Verfahren das richtige ist, entscheidet man am besten nach Rebsorte und natürlich auch nach Gelände, denn bei 55% Steigung geht auch schon mal der Schlepper in die Kniee. Wie ein mit Luftdruck ausgedünnter Riesling und von Hand reduzierter Cabernet Sauvignon denn schmecken, das kannst du bei Toms Weinen direkt nachschmecken. Vielleicht erkennt man ja sogar den Unterschied auf der Zunge…