Beerenauslese und Trockenbeerenauslese - Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Dieses Jahr ist in den meisten Anbaugebieten sehr herausfordernd, viele Winzer müssen bei der Lese und auch der Weinbereitung improvisieren und sich auf ihre Erfahrung verlassen. Auch unser Jungwinzer Tom probiert etwas neues, er wagt sich an eine Riesling Trockenbeerenauslese. Genau das bring uns zu der Frage: wie unterscheiden sich eine Beerenauslese (BA) und eine Trockenbeerenauslese (TBA) und was gibt es bei der Herstellung zu beachten?
Sowohl die Beerenauslese als auch die Trockenbeerenauslese fallen in die Kategorie Süßweine und werden aus ausgewählten, handverlesenen Trauben, oder sogar nur verlesenen Beeren hergestellt. Beide werden voll- bzw. überreif geerntet, wobei bei der Beerenauslese die Edelfäule Botrytis erwünscht, aber nicht Voraussetzung ist. Eine Trockenbeerenauslese kann ohne Edelfäule nicht gekeltert werden. Ein weitere Unterschied liegt darin, dass eine BA bei einem Mostgewicht von 110 – 128 Oechsle, eine TBA von mindestens 150 Oechsle liegen muss.
Die Edelfäule, auch Botrytis genannt, soll in Deutschland das erste Mal im Jahre 1775 in den Weinbergen des Schlosses Johannisberg entdeckt worden sein. Ursache der Entdeckung war die Verspätung eines Boten, der die Genehmigung des Fuldaer Fürstabts zur Weinlese bringen sollte. Obwohl bei Eintreffen des Boten die Trauben bereits Schimmel zeigten, wurden diese noch geerntet und erbrachten einen köstlichen Wein, wie er bis dahin noch nie hergestellt worden war. So war der Überlieferung zu folge der Edelschimmel geboren. Ähnlich wie beim Käse wird sich der Schimmel zu Nutzen gemacht und dient der Verfeinerung, anders als andere Pilzarten.
Obwohl beide Weinarten nur einen geringen Alkoholanteil von zumeist unter 8 % vol aufweisen, sind sie gut und vor allem lange haltbar. Insbesondere die Trockenbeerenauslese kann auch schon mal bis zu 100 Jahre gelagert werden und wird in solchen Fällen nicht selten bei Auktionen gehandelt.
Besonders Rebsorten, die selbst bei hohem Mostgewicht eine ansprechend hohe Säure aufweisen, wie Riesling, Scheurebe oder Nobling, eigenen sich für die Herstellung von BAs und TBAs. Beerenauslesen versprechen auch nach Jahren noch eine würzige Frucht und ausgewogene Süße. Trockenbeerenauslesen trumpfen opulent, aromatischen und extraktreich auf und glänzen mit charakteristisch Noten von Honig, Nüssen, Toffee und Karamell.
Da beide Weine von Natur aus sehr süß sind und Wärme diese noch verstärkt, wird eine Trinktemperatur von 10 – 12 Grad empfohlen.